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Achtmal Liebe in Wort und Musik (2023 - Op.117) ...zu Gedichten jüdischer Poetinnen des 20. Jh.;

Notenheft, 36 Seiten DIN A4, acht Lieder mit Noten und abschließenden Kommentaren des Komponisten zu den vertonten Gedichten; Komponist und Hrsg.: Jean Goldenbaum; VK: 10,00 €;

nur direkt beim Verlag erhältlich.

Achtmal Liebe in Wort und Musik

Artikelnummer: 082025
10,00 €Preis
inkl. MwSt. |
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  • Einführende Worte des Komponisten

    Wenn mich jemand nach meinen Lieblingskompositionen fragt, zähle ich dieses Werk, Achtmal Liebe in Wort und Musik, immer dazu. Ich habe es 2023 komponiert und es wurde im selben Jahr uraufgeführt. Es wurde bereits mehrfach aufgeführt und ich hoffe, dass dies auch weiterhin so bleiben wird, insbesondere jetzt, da es veröffentlicht ist. Dieses Werk erfordert keinen großen Chor, aber sicherlich einen erfahrenen Chor, der bereit ist, meine Musik, meine Ästhetik und meinen Ansatz zu verstehen. Technisch ist es kein einfaches Stück, da es a cappella gesungen wird und Ausdruckskraft und einen subtilen Klang erfordert, der nur durch mehrere konzentrierte Proben erreicht werden kann. Aber ich habe sehr zufriedenstellende Ergebnisse mit Laienchören erzielt, die sich nicht nur dem Singen des Werkes, sondern auch seiner authentischen Interpretation und Vermittlung als wahre Kunst gewidmet haben.
    Thematisch bestand meine Idee darin, eine „Partnerschaft“ mit einer ausgewählten Gruppe jüdischer Dichterinnen der Vergangenheit einzugehen und diesen Frauen eine Stimme zu geben, die in ihren unterschiedlichen Schicksalen zu Lebzeiten entweder wenig oder kaum Anerkennung erlangten. Als Lyrikliebhaber war es mir eine Freude, mich in das Werk dieser acht Dichterinnen zu vertiefen und meine Lieblingstexte auszuwählen. Ich habe schließlich eine Art Narrativ entwickelt, in der alle Gedichte durch das Thema Liebe miteinander verbunden sind. Und in gewisser Weise erzählt diese Handlung die Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Gedichte beginnen um die Jahrhundertwende, durchlaufen die beiden Großen Kriege, den Holocaust (den manche Dichterinnen überlebten, andere nicht), die Nachkriegszeit und enden am Ende des Jahrtausends. Ich habe auch Wert darauf gelegt, Gedichte auszusuchen, die die Dichterinnen in verschiedenen Lebensphasen geschrieben haben. Es hat mir große Freude bereitet die Perspektiven auf die Liebe anhand der Worte einer Jugendlichen, einer Frau mittleren Alters und einer älteren Frau, die sich vom Leben verabschiedet, zu vergleichen.
    Dann begann ich über die musikalische Struktur des Werks zu reflektieren. Der ästhetische Aspekt erfordert von mir keine Reflexion, da er allem was ich komponiere bereits inhärent ist: Zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere habe ich bereits eine persönliche ästhetische Identität und sowohl das Publikum als auch die Interpreten erkennen diese Identität allmählich an – das nehme ich anhand der Rückmeldungen wahr, die ich erhalte.
    Ich habe mich für eine spezifische musikalische Struktur entschlossen: das Konzept der Modi. Ein Modus ist eine Art Tonleiter unterschiedlicher Länge, die von der Idee der Tonalität losgelöst ist. Ich habe mich entschieden, nur die sieben Grundtöne der temperierten Stimmung (C, D, E, F, G, A und H) ohne Vorzeichen (Kreuze und Bs) zu verwenden. Anders ausgedrückt: Wie alle meine Kompositionen (mit ein oder zwei Ausnahmen) ist auch dieses Werk grundsätzlich atonal, doch schaffe ich darin tonale Momente, die als Säulen seiner harmonischen Struktur dienen. Wie ich schon oft erklärt habe, arbeite ich mit Dualismen, die in diesem Werk deutlich spürbar sind: Dissonanzen-Konsonanzen, Spannung-Ausdehnung, Laut-Leise, Klang-Stille, harmonische Vertikalität-kontrapunktische Horizontalität. Und in meinen Kompositionen – insbesondere wenn ich mit der menschlichen Stimme arbeite – wird jede Note oder Pause sorgfältig auf jedes Wort, ja sogar jede Silbe abgestimmt. Die Bedeutung des Textes, die Bedeutung jedes einzelnen Begriffs berücksichtige ich sorgfältig, wenn ich die Musik dem Wort zuordne.
    Es ist auch relevant hervorzuheben, dass ich – nicht nur in diesem Werk, sondern in allen meinen Werken mit Text – großen Wert auf Klarheit in der Artikulation der Wörter lege. Ich schätze die einwandfreie Prosodie: Jedes Wort wird musikalisch in perfekter Übereinstimmung mit der grammatikalischen Betonung betont.
    Das Werk ist zweistimmig und die Stimmenverteilung ist in einer Chorbesetzung, die ich in meinen Kompositionen oft verwendet habe: Soprane und Tenöre singen die eine Stimme und Alt und Bässe singen die andere, wodurch zwei Stimmen in Oktaven entstehen (diese wurde schon als „Goldenbaum-Chorbesetzung“ bezeichnet).
    Diese von mir erfundene Chorbesetzung ist interessant, weil nicht nur sich die Stimmen in Oktaven ergeben, sondern auch weibliche und männliche Klangfarben miteinander verschmelzen, wodurch eine Art androgyne stimmliche Einheit entsteht. Darüber hinaus kann ich die Bewegung dieser Stimmen so gestalten, dass Alt und Tenor sich manchmal überschneiden, also von tief nach hoch, mal in der Reihenfolge B-T-A-S, mal B-A-T-S.
    Zum Schluss noch eine persönliche Anmerkung: Wenn ich ein Werk wie dieses im Konzert präsentiere, in dem ich eine „Partnerschaft“ mit bereits verstorbenen Dichtern oder Dichterinnen bilde, stelle ich mir immer vor, dass diese nun als körperlose Seelen im Publikum anwesend sind. Im Judentum gibt es eine endlose und natürlich nicht beweiskräftige Diskussion über die Unsterblichkeit der Seele. Tatsächlich singen sich die Figuren in meiner jiddischen Oper Di viderbagegenish gegenseitig Fragen nach „di unsterbigkejt fun di neschome“ (Die Unsterblichkeit der Seele) vor. Ob jüdische Dichterinnen und Dichter bei unseren Konzerten anwesend sind, ist ebenfalls eine offene Frage, aber ich stelle es mir gerne so vor.
    Wie ich schon oft ausgedrückt habe, ist es meine größte Mission, mit meiner Musik einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Und eine meiner spezifischen Missionen ist es, zum Aufbau eines neuen jüdischen Lebens in Deutschland beizutragen. Ich bin überzeugt, dass diese Erinnerungsarbeit an die jüdische Kultur nicht nur positiv für den Aufbau eines neuen jüdischen Lebens in diesem Land ist, sondern auch ein Gewinn für die gesamte deutsche Gesellschaft. Schließlich ist die Arbeit an Erinnerung, Geschichte, den guten und schlechten Momenten ihrer Vergangenheit, unerlässlich für den Erhalt einer bewussten, friedlichen und toleranten Gesellschaft. Und ich freue mich sehr, meine Musik als Werkzeug dafür einsetzen zu können und Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Generationen und auch zwischen Kulturen zu bauen. Das Werk dieser Dichterinnen und Dichter ist nicht nur Teil des jüdischen Kulturerbes, sondern auch des deutschen und der ganzen Welt. Und ich hoffe in aller Bescheidenheit, dass meine Musik dies auch ist.
     
    Dr. Jean Goldenbaum
     
  • PRODUKTINFO

    Komponist: Dr. Jean Goldenbaum

    Seitenzahl: 36

    Format: DIN A4

    Gewicht: 178 g

    Produktform: Notenheft (Softcover)

    Veröffentlichung: August 2025

     

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